Die Wurzel der Aufschieberitis und die Angst vor dem Scheitern
Die Aufschiebritis ist eine echte Plage - sie hält Menschen nicht nur davon ab, ihr Leben selber zu gestalten, sondern erzeugt auch eine stetig wachsende Unzufriedenheit.
Erledigungsblockade, Prokrastination oder Aufschieberitis, wie man umgangssprachlich sagt, ist der Name für eine Angewohnheit, die du vielleicht selbst kennst. Du weißt, was zu tun ist, du hast die Fähigkeit, es zu tun, und du hast das Verlangen, es zu tun, aber du tust es einfach nicht. Obwohl es viele ersichtliche Gründe für eine Erledigungsblockade gibt, liegt die Wurzel dieses irrationalen Verhaltens in deinem Unterbewusstsein.
Warum verhalten wir Menschen und ständig auf eine Weise, auf die wir uns eigentlich gar nicht verhalten wollen? Wie oft hast du schon etwas gesagt oder getan, nur um einen Moment später beim Gedanken daran innerlich zusammenzuzucken? Die Wahrheit ist, dass der Großteil unseres Verhaltens durch unser Unterbewusstsein gesteuert wird, natürlich insbesondere der Teil, der sich von einem rationalen Standpunkt aus nur schwer erklären lässt.
Aufschieberitis: Dein Verstand ist nur sehr eingeschränkt fähig, mit dem Leben umzugehen.
Das, worüber du bewusst die Kontrolle hast, ist meistens auf ein Ding zu einer Zeit beschränkt. Das ist ein Grund, warum du mit Willenskraft allein nur schwer auf längere Sicht eine Veränderung in deinem Leben herbeiführen kannst. Stattdessen musst du dein automatisches Verhalten ändern, all die eingebrannten Verhaltensmuster, die in deinem Unterbewusstsein liegen, dem Teil von dir, der all die vitalen Funktionen deines Geistes und Körpers kontrolliert.
Du kannst natürlich versuchen, über deine Willenskraft die Erledigungsblockade zu überwinden, was jedoch erfahrungsgemäß nur über kurze Zeit funktioniert. Wenn du dieses Blockadeverhalten von dir selbst kennst, weißt du das sicher selbst.
Der Auslöser für eine Aufschiebritis liegt eben nicht in deinen bewussten Handlungen, sondern in deinen unbewussten Assoziationen, die in einem großen Ausmaß verantwortlich für dein Verhalten sind.
Dein Nervensystem ist dazu geschaffen, dich zu erhalten und zu beschützen
Wenn nun Angst auftritt, wird dein Nervensystem aufgrund der „Mechanik“ deines Unterbewusstsein einschreiten und versuchen, dich zu beschützen. Die Ironie darin ist, dass wir unser Selbst, wiederum unbewusst, dahin gehend trainieren, bestimmte Dinge zu fürchten, indem wir uns falsche Assoziationen über ihre Bedeutung aneignen.
Nichts im Leben hat eine Bedeutung außer der Bedeutung, die du ihm gibst. Du erschaffst buchstäblich neuronale Verknüpfungen zu deinen Erfahrungen, die in deinem Nervensystem gespeichert werden, sodass du bei allen späteren Vorkommen schnell agieren kannst.
Wann immer etwas passiert, schreibst du dem eine Bedeutung zu, und zwar durch die Weise, wie du die Erfahrung dir selbst gegenüber kommunizierst. Unbewusst versuchst du immer, eine Bedeutung zu finden. An der Basis heißt das, eine der beiden Bedeutungen zu finden: schmerzvoll oder lustvoll.
Das Unterbewusstsein steuert deine Handlungen
Diese Bedeutung wird schließlich in deinem Unterbewusstsein abgespeichert, um dir in der Zukunft schnelle Aktionen bzw. Reaktionen zu ermöglichen. Die Herausforderung liegt nun darin, dass du Überzeugungen (Beliefs) ausbildest, wenn sich deine abgespeicherten Assoziationen über die Zeit verfestigen und verstärken. Diese Überzeugungen wiederum haben einen unglaublich großen Einfluss auf dein Verhalten und sind oft der Grund für Aufschiebritis.
Um es noch einmal klar zu formulieren: Du assoziierst deine Erfahrungen mit Schmerz oder Lust und erschaffst so unbewusst eine eigentlich sehr sehr sinnvolle Toolbox von Vermeidungs- und Begehrens-Reaktionen. Nur bilden sich daraus über die Zeit Überzeugungen, die dich auch dann beeinflussen, wenn du glaubst, eigentlich Herr deiner Entscheidungen zu sein.
Kann eine Mensch rationale Entscheidungen treffen?
Obwohl Entscheidungsblockaden rational betrachtet keinen Sinn ergeben, verraten sie dir doch viel über dein Unterbewusstsein und deine selbst auferlegten Beschränkungen und (Un-)Fähigkeiten. Der Hauptgrund für eine Entscheidungsblockade ist Angst, spezifischer: Angst davor, dass deine Handlung zu Schmerz in einer wie auch immer gearteten Form führen wird.
Ab einem bestimmten Punkt durchforstet dein Unterbewusstsein seine „Kartei“ und liefert eine Verbindung zurück, die deine Handlung mit einer schmerzvollen Erfahrung assoziiert. Das kann von einer unangenehmen Situation bis hin zu echtem physischen Schmerz reichen.
Obwohl du bewusst etwas tun möchtest, hindert dich dein Unterbewusstsein daran, weil es die Handlung mit Schmerz assoziiert.
Als Menschen streben wir automatisch nach angenehmen Situationen und Zuständen. Darum schiebst du oft Dinge auf, die sich im Moment nicht angenehm anfühlen, obwohl sie in der Zukunft durchaus weitaus mehr Freude und Annehmlichkeiten versprechen.
Zu lernen, gegen dein unmittelbares Bedürfnis nach angenehmen Situationen zu handeln, ermöglicht dir das innere und äußere Wachstum, das sich am Ende in den von dir gewünschten Ergebnissen niederschlagen wird. Indem du anfängst, deine Entscheidungsblockaden als versteckten Segen anzusehen, kannst du sie zu deinem Vorteil nutzen und viele nützliche Einsichten über dich selbst sammeln.
Entscheidungsblockaden verraten dir viel über deine Ängste.
Sie geben dir damit indirekt auch die nötige Widerstandskraft, um sie zu überwinden und das zu erreichen, was du wirklich in deinem Leben anvisierst. Ganz einfach gesprochen: Du kennst deinen Gegner.
Entscheidungsblockaden werfen auch ein deutlicheres Licht auf die Dinge, die du für am wertvollsten hältst. Wenn du über etwas besorgt bist, zeigt das, dass ein Teil von dir es für wichtig genug erachtet, um besorgt zu sein.
Man sagt, dass wir erst unsere Gewohnheiten formen und dann unsere Gewohnheiten uns. Das trifft auch auf Denkgewohnheiten zu und eine Entscheidungsblockade manifestiert sich auch als Denkgewohnheit.
Deine Gedanken führen zu Aktionen und helfen dir dabei, Aktionen zu finden. Wie eine springende Nadel auf einer alten Schallplatte spielt dein Verhalten die gleiche Musik immer und immer wieder.
Deine Assoziationen zu Schmerz und Lust spielen eine entscheidende Rolle in deinen Verhaltensgewohnheiten. Sie determinieren, was du tust und was du nicht tun wirst.
Dein Denkmuster verändern
Durch Wiederholung formst du ein Denkmuster oder auch Entscheidungsmuster, das dich automatisch in einer bestimmten Weise agieren oder reagieren lässt, sobald es aktiviert wird.
Sich dieser Assoziationen zu Schmerz und Lust bewusst sein, ist entscheidend, wenn du die Wurzel einer Entscheidungsblockade angehen möchtest. Es gibt viele Techniken und Lösungsansätze, die sich nur auf die Symptome auswirken und daher nicht lange vorhalten.
Obwohl du initial deine Willenskraft verwenden musst, ist dein eigentliches Ziel, deine Assoziationen in Hinblick auf die von dir momentan gemiedenen Handlungen neu zu gestalten.
Eine Aufschieberitis ist Ausdruck einer Angst, einer irgendwann einmal geschaffenen Verknüpfung zwischen Schmerz und der Handlung, die auszuführen, die jetzt so schwer fällt. Identifiziere sie, arbeite mit ihr und überwinde sie, um die Handlungen ausführen zu können, die für deine Ziele notwendig sind.
Du trägst die Fähigkeit in dir, das zu tun und das zu erreichen, was du wirklich begehrst. Aufschieberitis ist eine nur zu bekannte Herausforderung, die schon viele vor dir überwunden haben, und die auch du überwinden wirst, indem du jetzt anfängst, dich ihr zu stellen.